Autohäuser im Wandel: Chancen in der Elektromobilität nutzen
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Elektromobilität: Wie Autohäuser neue Ertragsfelder erschließen

Die fortschreitende Elektromobilität präsentiert dem traditionellen Automobilhandel eine Mischung aus Chancen und Herausforderungen. Dieser Wandel trifft eine deutsche Branche, die von über 36.000 Betrieben und mehr als 435.000 Beschäftigten geprägt ist.

Im Kontext der Elektrifizierung bieten sich für Kfz-Betriebe Möglichkeiten zur Erweiterung ihrer Geschäftsmodelle auf verschiedenen Ebenen, z. B. durch Beratung und Verkauf von Ladetechnik wie Ladekabeln und Wallboxen bis hin zu Versorgungsthemen wie Photovoltaik, Speicher oder Stromverträgen, die ein positives Beschäftigungspotenzial in neuen Kompetenzfeldern mit sich bringen.

Mögliche Ertragsrückgänge und neue Dienstleistungsansätze

Elektrofahrzeuge besitzen weniger Verschleißteile, was mittel- und langfristig zu verringertem Wartungs- und Reparaturbedarf führt. Während dies Einbußen im After-Sales-Bereich bedeuten könnte, entstehen neue Wartungsbedarfe an den Fahrzeugen – denken wir an Hochvoltkomponenten oder Software-Updates. Auch jenseits des Fahrzeugs eröffnet die Elektromobilität neue Felder für Servicemöglichkeiten, beispielsweise beim Thema Second-Life-Batterien. Hier könnten Autohäuser zum Beispiel Dienstleistungen im Bereich Aufarbeitung und Weiterverwendung von gebrauchten Batterien anbieten.

Autohäuser als Experten der Elektromobilität

Mit der Elektromobilität kommen viele Fragen auf. Hier können Autohäuser eine Schlüsselrolle spielen, indem sie sich als Experten etablieren. Von der Ladeinfrastruktur bis zur Einbindung erneuerbarer Energien: Autohäuser können umfassend beraten und Kundenbindung erhöhen. Autohäuser könnten diesen Weg noch vertiefen, indem sie Schulungen und Weiterbildungen für Kunden anbieten, um ihr Wissen über Elektromobilität zu vertiefen. Dabei können Themen wie die Funktionsweise von Elektroautos, die optimale Nutzung der Batterie, Fahrzeugpflege und Wartung, sowie Tipps zum energieeffizienten Fahren behandelt werden.

Viele Länder bieten Förderungen für den Kauf von Elektroautos und die Installation von Ladestationen an. Autohäuser könnten Kunden dabei unterstützen, diese Förderungen zu beantragen, indem sie zum Beispiel die notwendige Bürokratie übernehmen oder Beratung zu den verschiedenen Fördermöglichkeiten anbieten.

Vom Autohändler zum Energieberater

Ein spannendes Potenzial liegt in der Entwicklung zum Energieberater. Mit dem richtigen Know-How könnten Autohäuser über die reine Fahrzeugberatung hinausgehen und Themen wie Photovoltaik-Anlagen oder Wallbox-Installationen abdecken, sodass sie zu One-Stop-Shops der Elektromobilität avancieren.

Ein weiteres neue Betätigungsfeld bilden Schnelladesäulen und hier besonders deren Wartung und Services vor Ort; im Vergleich zum technisch weniger anspruchsvollen Geschäft mit Wallboxen und deren Installation ist der Schulungsaufwand in diesem Bereich jedoch deutlich höher.

Zukunftsfähige Geschäftsmodelle entwickeln

Die steigende Anzahl an Elektrofahrzeugen eröffnet Autohäusern auch neue Servicemöglichkeiten. Neben spezialisierten Wartungs- und Reparaturdienstleistungen, wie Batterieinspektionen oder Software-Updates, kann der Ausbau eigener Ladesäuleninfrastrukturen zum neuen Ertragsfeld werden.

Neue Partner vor Ort

Das rasante, politisch gewollte und geförderte Wachstum der Ladeinfrastruktur bietet Autohäusern die Möglichkeit, Partnerschaften mit Herstellern von Ladesäulen und Charging Point Operators (CPOs) einzugehen. Mit geeigneten Flächen und Know-How könnten sie eine als Partner vor Ort und in der Fläche zentrale Rolle beim Aufbau von Ladenetzen spielen.

Aber auch Einzelhändler, Gastronomen und Hotellerie-Betriebe, die durch eigene Ladestationen Kunden anlocken wollen, stellen eine neue Zielgruppe für den Automobil-Fachhandel da, wenn es um Betrieb und Wartung von Ladeinfrastruktur geht.

Autohäuser könnten zudem Partnerschaften mit lokalen Energieversorgern eingehen, um Kunden spezielle Tarife oder Vergünstigungen für Ökostrom anzubieten. Dies würde nicht nur den Autohäusern helfen, sich als nachhaltige Akteure zu positionieren, sondern auch den Energieversorgern ermöglichen, ihre Kundenbasis zu erweitern.

Neupositionierung als Schlüssel zum Erfolg

Der Übergang zur Elektromobilität erfordert von Autohäusern eine strategische Neupositionierung. Der gezielte Aufbau von Kompetenzen, die Erweiterung von Dienstleistungen oder der Aufbau einer eigenen Ladeinfrastruktur bieten Möglichkeiten, um sich in der aufstrebenden Branche der Elektromobilität erfolgreich zu positionieren.

Um diese Transformation erfolgreich zu bewältigen, müssen Autohäuser in neue Technologien und Fähigkeiten investieren und gleichzeitig in anderen Bereichen Kosten optimieren. Ein Managed Service Betriebsmodell von Backoffice Aufgaben - wie beispielsweise dem Supply Chain Management oder Aufgaben im Bereich Finance und Customer Services - kann dabei helfen, den Fokus auf die neuen Herausforderungen zu richten und sich gestärkt im sich entwickelnden Markt der Elektromobilität zu etablieren.

Dieser Artikel wurde von der Fachzeitschrift „AUTOHAUS ” erstmalig in der Ausgabe 19/2023 veröffentlicht. Autor: Dr. Andreas Baader, Senior Vice President Supply Chain Serviceline bei Genpact.

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